KTM PowerRide-Endurotours 2015 in Hohenmölsen:
Ein Training mit didaktischem Anspruch
Gerade Anfänger, die ihre ersten Fahrten mehr oder weniger erfolgreich hinter sich gebracht haben, stellen sich die Frage, wie sie ihre Fahrpraxis verbessern können. Fahren mit „alten Hasen“ bringt Spaß, aber über die Erklärung, einfach mit Gas zu stabilisieren, kommt man oft nicht hinaus. Abhilfe bieten professionelle Trainings mit eben nicht nur im Endurosport erfahrenen, sondern auch didaktisch geschulten Instruktoren.Positiv aufgefallen ist das Training von KTM-Powerride. Am 28.8. fand im Tagebau nahe Leipzig für zwei Tage ein Event statt, bei dem die 30 Teilnehmer ihr Können zeigen mussten. So trennten sich vor den Augen der Instruktoren diejenigen Fahrer mit hohem Förderbedarf von denen, die eher einen professionellen Feinschliff brauchten. Und für den Autor, einen Anfänger mit etwas Erfahrung, hat sich sofort gezeigt, daß es viel hilft, sich nochmal mit den Grundlagen zu beschäftigen.
Man ist nicht verloren in der Vielzahl der neuen Lerninhalte, welche nicht nur explizit für Anfänger geeignet sind; es zeigt sich in diesem Training auch, dass die Instruktoren mit didaktischer Hingabe an jedem einzelnen Teinehmer arbeiten. So ist sichergestellt, dass auch echte Neulinge nach dem Training nicht meinen überfordert gewesen zu sein und damit frustriert, sondern das Gelernte unmittelbar anwenden konnten und dadurch der Spaß im Endurosport garantiert war!
Wie geht’s los? Zuerst einmal alles auf Anfang. Übungen zum sicheren Stand und sicherer Fahrt auf der Maschine am ersten halben Tag. Mir war nicht klar, wie falsch ich die letzten drei Jahre auf der Enduro herumgeturnt bin. Am Ende des ersten Abschnittes hat mich das mannigfaltig unterschiedliche Geläuf im Tagebau nicht mehr angefochten und meine Durchschnittsgeschwindigkeit hat sich durch die gewonnene Sicherheit beim Fahren im Stehen erkennbar erhöht. Es war nicht schwer – die Haltung auf dem Bike in ihren einzelnen Elementen wurde eingängig erklärt, sofort umgesetzt und eingeübt. Einzeln geht der Instruktor auf die weiteren Verbesserungen bei jedem Fahrer ein und am Schluss fährt die Gruppe auf sichtbar höherem Niveau. Es war klar herausgestellt, was das Ziel der Übung ist, was wir machen werden, worauf man zu achten hat und worauf der Instruktor achten wird. Und niemand blieb dabei verschont.
Wenn der Trainierende sicher auf dem Bike steht, wendet er dies auf die verschiedenen Schwierigkeiten an: Auffahrten, mit und ohne Störungen im Hang, Hänge, die breit wie eine Autobahn anmuteten und welche mit Rinnen, längs und quer. Und das ganze auch als leichte Kurve nach oben in verschiedenen Steilheitsgraden. Rauf sind wir alle gekommen – wir müssen auch wieder herunter. Die Überwindung vor der steileren Abfahrt findet im Kopf statt und den inneren Schweinehund „einfach so“ zu ignorieren, ist oftmals mit einem Sturz verbunden. Also trainiert man sich langsam an das Ziel heran, bis der Hang seinen Schrecken verloren hat. Am Schluss fährt sogar der Neuling, anstatt sich unsicher in die Abfahrt zu tasten, in den Hang ein und verlässt diesen mit merklicher Endgeschwindigkeit – oder, wenn unten ein simuliertes hartes Ende droht, bedient er den Hang so, dass er in ihm nahezu zum Stehen kommen kann, ohne die Kontrolle über das Bike zu verlieren. Langsam in Balance zu fahren ist auch eine Kunst.
Sand! Als ob jemand mit einem Gummiband von hinten zieht! Nachdem jeder den Boden verkostet hatte und im Tagebau gibt es genug Sand für alle, war klar, was zu erlernen ist. Und in der Tat, am Ende des Tages war es für die Anfängergruppe reiner Spaß, durch den Sand zur nächsten Auffahrt zu brennen, um dann kontrolliert abwärts in eine Rinne zu fahren und in engem Geläuf zur nächsten Station zu gelangen. Enge Kurven? Können wir doch alle. Aber dann war es doch gut, wieder trainiert zu haben! Kleine Steine, große Steine, eng gelegt, etwas weiter – es ist eine Herausfoderung immer aufs Neue, Kupplung, Gas und die Bremsen korrekt und ausgewogen zu bedienen.
Schlußendlich waren es zwei Tage, die aus Fremden Freunde gemacht haben, aus zaghaften Fahrern entschiedene, aus ängstlichen wurden verantwortungsvolle Anfänger, die ihre Gernzen kennen und das Gelände einschätzen konnten, das sie befuhren.Ich kann das Training aus diesem Grund nur wärmstens empfehlen, nur sehr selten trifft Fahrkunst, enduristisches Wissen und didaktisch sehr gute Vermittlung von Lerninhalten zusammen – auf einem Gelände, was seines Gleichen sucht.